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Gesundheit
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Veröffentlicht am 01.12.2022

Die Kraft, die uns durch alle Phasen des Lebens trägt

Woher nehmen resiliente Menschen ihre Widerstandsfähigkeit? Um eines schon mal vorwegzunehmen, einen Zaubertrank gibt es nicht.

Lachende ältere Frau im Profil

Resilienz heißt die Zauberkraft, die wir alle in uns tragen. Bildnachweis: Stocksy/BONNINSTUDIO

Manche Menschen scheinen als Kind wie Obelix in einen Zaubertrank gefallen zu sein. Sie sind von Krisen emotional genauso betroffen und berührt, finden aber einen ruhigen und besonnenen Umgang mit der Situation und gehen unbeirrt weiter, während andere Menschen eher dazu neigen, zu verzweifeln und zu „katastrophisieren“, wie Psychologen es nennen.

Das Ungewisse schreckt Menschen mit einer robusten Psyche und einer guten Resilienz nur wenig. Sie malen sich nicht lange aus, welche Schreckensszenarien im schlimmsten Fall auf sie zukommen könnten, und schützen sich so vor übermäßiger Angst. Resiliente Menschen bewahren trotz widrigster Lebensumstände ihren Lebensmut.

Um eines schon mal vorwegzunehmen, einen Zaubertrank gibt es nicht. Wir können davon ausgehen, dass starken Persönlichkeiten ihr Selbstbewusstsein und ihre Widerstandsfähigkeit nicht in den Schoß gefallen sind, auch sie sind durch sehr schwierige und herausfordernde Phasen in ihrem Leben gegangen und gerade diese Erfahrungen haben sie widerstandsfähig gemacht und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt.

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Regisseur des eigenen Lebens: Wir alle können Resilienz in uns wecken. Bildnachweis: iStock/selimaksan

Haben wir alle diese Kraft in uns?

Die gute Nachricht ist: Wir alle können diese besondere Kraft in uns erwecken, indem wir unsere Selbstwirksamkeitserwartung stärken.

Wie reagieren wir, wenn gewohnte Sicherheiten plötzlich wegbrechen und wir erkennen müssen, dass die Zukunft ungewiss ist? Fühlen wir uns hilflos ausgeliefert oder gibt es da eine Kraft in uns, auf die wir zurückgreifen können?

Sehen wir uns eher als Opfer der Umstände und verlieren uns in Befürchtungen und Ängsten? Oder blicken wir mit Mut und Zuversicht auf unser Leben in dem Vertrauen darauf, dass wir die Fähigkeiten in uns tragen, die wir benötigen, um einer Krise zu begegnen und sie durchzustehen.

Woher nehmen resiliente Menschen ihre Widerstandsfähigkeit? Haben wir alle diese Kraft in uns?

Resilienz heißt die Zauberkraft und beschreibt unsere Fähigkeit, uns anzupassen, uns auf die gegebenen Umstände einzustellen und einen konstruktiven Umgang damit zu finden. Und ja, wir haben alle diese Kraft in uns und können sie stärken und entwickeln, indem wir unsere innere Einstellung und unsere Gewohnheiten überprüfen und unseren Fokus neu ausrichten.

Die Überzeugung eines Menschen, dass er sein Leben aus eigener Kraft meistern kann, bezeichnen Resilienzforscher als „Selbstwirksamkeitserwartung“. Wer über eine gesunde Selbstwirksamkeitserwartung verfügt, sucht in einer Krise nicht nach Schuldigen oder verliert sich in Gedankenschleifen, die seine innersten Ängste nähren, sondern nach einem guten Umgang mit der Situation. Dies geschieht im festen Vertrauen auf die eigenen inneren Kräfte und Ressourcen, die immer verfügbar sind, unabhängig davon, was sich Außen ändert. Solche Menschen erleben Krisen genauso schmerzhaft wie andere, doch der Schmerz lähmt sie nicht.

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Der Krise stellen und die Situation annehmen, das sind die Grundvoraussetzungen für Resilienz. Bildnachweis: iStock/Lakshmi3

So kann sich Resilienz entwickeln

Wir können unsere Widerstandsfähigkeit wecken und stärken. Es gibt viele Faktoren, die für die Entwicklung von Resilienz von Bedeutung sind. Ich möchte hier vier wesentliche Faktoren beleuchten, die die Grundlage bilden, auf der sich Resilienz entwickelt.

1. Akzeptanz

Solange wir uns gegen die gegebenen Umstände sträuben, sie nicht wahrhaben wollen oder uns einreden, dass es uns schon nicht betreffen wird, haben wir keine Möglichkeit für Weiterentwicklung und einen lösungsorientierten Umgang mit den Dingen. Wir müssen uns der Krise und allen damit verbundenen Herausforderungen stellen und die veränderte Situation akzeptieren.

2. Optimismus

Das bedeutet, dass wir nicht grundsätzlich mit dem Schlimmsten rechnen, uns in Katastrophenszenarien verlieren und damit unsere Opferrolle weiter ausbauen und einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der Situation und mit uns selbst ausweichen. Es bedeutet vielmehr, dass wir davon ausgehen, dass immer auch eine positive Entwicklung der Dinge möglich ist und dass wir selbst mit unserer Reaktion dazu beitragen können. Wir sind uns unserer Verantwortung und Selbstwirksamkeit bewusst. Wir haben Vertrauen in uns selbst, in den Lauf der Dinge und sind uns bewusst, dass wir immer frei wählen können, wie wir reagieren und mit der Situation umgehen wollen.

3. Selbstwirksamkeit

Mit Selbstwirksamkeit ist ein tief empfundenes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die innere Kraft gemeint. Wir gehen davon aus, dass wir Herausforderungen mit unseren Fähigkeiten bewältigen können, Lösungen entwickeln und die benötigten Ressourcen in uns selbst finden. Das hat zur Folge, dass wir uns in schwierigen Situationen nicht so schnell hilflos und ausgeliefert fühlen, sondern nach dem ersten Schreck schnell wieder in unsere innere Ruhe und Kraft zurückfinden und von hier aus achtsam und klug reagieren können. Wir sind uns unserer inneren Stärke bewusst und fühlen uns der Situation gewachsen.

4. Sinnhaftigkeit

„Wer ein Warum zum Leben hat erträgt fast jedes Wie“ ist ein Zitat von Viktor Frankl. Die Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt die Menschen schon immer, früher oder später werden wir in unserem Leben mit dieser so wesentlichen Fragestellung konfrontiert. Woher nehmen wir die Kraft und die Motivation, jeden Morgen aufzustehen und uns den Herausforderungen des Tages zu stellen? Funktionieren wir nur und haken unsere To-Do-Listen ab, um einen Tag hinter uns zu bringen und dann daraus eine gewisse Befriedigung und Erleichterung zu ziehen, oder erfüllt uns unser Tagewerk und wir fühlen uns trotz Anstrengung erfüllt und zufrieden.

Wenn wir unsere Tätigkeit als sinnvoll empfinden, sind wir motiviert und fühlen uns glücklich und erfüllt. Wir erfahren und stärken dabei täglich unsere Selbstwirksamkeit. Wir wissen, dass wir mit unserem Tun etwas bewirken können in unserer kleinen Welt und im besten Fall auch darüber hinaus. Vielleicht gibt uns unsere Tätigkeit sogar das Gefühl, dass wir einen kleinen Teil zu einer besseren Welt beitragen können. In diesem Zusammenhang kann auch ein ehrenamtliches soziales Engagement sehr erfüllend und sinnstiftend sein, für uns selbst und andere.

Wenn wir eine Tätigkeit ausüben, die unserer Persönlichkeit entspricht, bei der wir uns ausdrücken und unsere Stärken einbringen können, entwickeln wir uns in dieser Aufgabe weiter und wachsen über uns hinaus. Wir können uns entfalten und spüren täglich unser persönliches Wachstum und unsere Selbstwirksamkeit. Unsere Lebensenergie in eine sinnvolle Tätigkeit fließen zu lassen, erfüllt unser Leben mit Sinn und genau das macht uns stark und widerstandsfähig. Es ist der Zaubertrank, der uns die Kraft gibt, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen.

Wir können so vieles beeinflussen und ändern, wenn wir bereit sind, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen und lernen, uns selbst mehr zuzutrauen. Das Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit wächst mit den Erfahrungen, die wir bei der Bewältigung von Herausforderungen machen.

Suchen Sie sich ein Ziel, ein kleines Projekt, das Sie in Ihrem Leben gerne verwirklichen wollen und gehen Sie es mutig und selbstbewusst an. Setzen Sie sich zunächst kleine erreichbare Ziele. Das stärkt Ihre Selbstwirksamkeitserwartung und gibt Ihnen den Mut, im nächsten Schritt auch größere Ziele zu verfolgen.

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Mit dieser Übung kommen Sie Ihren Wünschen auf die Spur. Bildnachweis: iStock/PATCHARIN SIMALHEK

Übung

Die folgende Übung hilft Ihnen dabei, Ihren Wünschen auf die Spur zu kommen.

Das intuitive Schreiben bringt uns auf direktem Weg in Verbindung mit unserem inneren Wissen und mit dem, was wir uns wirklich wünschen. Probieren Sie es aus. Sie brauchen nur ein Blatt Papier und einen Stift.

Nehmen Sie eine aufrechte Sitzposition ein und schließen Sie Ihre Augen. Lassen Sie die Atmung lang und fein durch die Nase ein- und ausströmen. Dann lenken Sie Ihre Wahrnehmung auf Ihre Nasenflügel und nehmen Sie wahr, wie die Atemluft hier kühl in den Körper einströmt und ihn mit der langen Ausatmung warm wieder verlässt. Nach fünf langen Atemzügen öffnen Sie Ihre Augen und beginnen zu schreiben.

Was möchten Sie in Ihrem Leben verändern? Welche Gewohnheit würden Sie gerne ablegen und welche neuen Rituale würden Sie stattdessen gerne in Ihrem Alltag etablieren?
Was möchten Sie mit Ihrem Leben bewirken? In Ihrer kleinen Welt und vielleicht auch darüber hinaus, in der großen Welt?

Lassen Sie die Worte einfach über den Stift auf das Papier fließen, ohne darüber nachzudenken. Alle Impulse und Ideen sind erlaubt und willkommen.

Wir haben alles in uns, was wir brauchen

„Jeden Tag werden wir neu geboren, was wir heute tun, zählt am meisten“ dieses Zitat wird Siddharta Gautama zugeschrieben.
Wir können unsere Zukunft Schritt für Schritt gestalten, indem wir uns unserer Selbstwirksamkeit bewusstwerden und unser Leben heute in die Richtung lenken, die wir uns für unsere Zukunft wünschen. Es ist nicht immer leicht, gewohnte Verhaltensweisen oder Denkmuster abzulegen, doch mit jeder bestandenen Herausforderung wird es leichter und wir bekommen Zugang zu der Zauberkraft in uns, unser Selbstbewusstsein und unsere Resilienz werden stärker.

Titelbild von "Finde den Tempel in dir"
Cover "Resilienz"
Titelbild "Der kleine Achtsamkeitscoach"
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