Mit Diabetes unterwegs – Tipps für Ausflüge & Reisen
Ob eine spontane Einladung zur Sommerparty oder eine längere Fernreise – für Diabetiker:innen gilt: Gut vorbereitet ist es kein Problem mit Diabetes unterwegs zu sein. Nützliche Apps und Tabellen helfen Broteinheiten zu ermitteln. Für Kurztrips oder Urlaub empfehlen sich unsere übersichtlichen Checklisten.
Mit Diabetes auf Reisen zu gehen ist mit guter Vorbereitung völlig unproblematisch.
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Wenn wir uns in unvorhergesehenen Situationen befinden, bedeutet das häufig Stress für unseren Körper. Bei Diabetes mellitus können Essenseinladungen, Feiern, Ausflüge und Reisen den Blutzuckerspiegel reichlich durcheinanderbringen. Ob im Restaurant oder auf Reisen: Lesen Sie hier, worauf Sie achten müssen, wenn Sie mit Diabetes unterwegs sind. Mit alltagstauglichen Tipps und Checklisten zur Reisevorbereitung! Hilfreich auch für alle, die zusammen mit Menschen mit Diabetes verreisen.
Inhalt
Mit Diabetes unterwegs auf Feiern oder im Restaurant
Ob Firmenfeier, private Einladung oder Restaurantbesuch: Mit diesen fünf Basis-Regeln sind Sie auf das Ausgehen mit Diabetes bestens vorbereitet.
Wenn Sie wissen, dass Sie bei einer Feier nicht so akkurat wie üblich auf Ihre Werte achten können, dann planen Sie danach doch einen Hafertag zur Entlastung ein!
Werden Sie zum Broteinheit-Experten
Für insulinpflichtige Diabetikerinnen und Diabetiker geht es bei jeder Mahlzeit zunächst um die entsprechenden Broteinheiten (BE). Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel steigen lassen, werden in Broteinheiten gemessen. Diese sind wiederum für die Insulingabe entscheidend. Der Name ist leicht zu erklären: Eine dünne Scheibe Weißbrot mit 25 Gramm enthält genau 1 BE, die 12 Gramm Kohlenhydraten entspricht.
Wenn man mit Diabetes unterwegs ist, sind für diese Berechnungen Apps am bequemsten, in denen man Broteinheitswerte von Lebensmitteln rasch überprüfen kann. Auch handliche Ratgeber, die Kohlenhydrate und Nährwerte von Lebensmitteln angeben, gehören sozusagen zur Diabetiker-Grundausstattung. Bei unbekannten Gerichten oder exotischen Früchten kann zudem der Vergleich mit bekannten Nahrungsmitteln weiterhelfen.
Die Werte von Standard-Lebensmitteln kennen Menschen mit Diabetes mit der Zeit zwar sowieso. Dennoch lohnt sich eine Auffrischung des Wissens in einer Schwerpunktpraxis für Diabetes.
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Schätzen Sie die Kohlenhydratmenge richtig ein
Gerade bei Gerichten oder Menüfolgen, die nicht Ihren üblichen Mahlzeiten entsprechen, ist es wichtig, die Kohlenhydrate genau im Blick zu behalten. Wenn Sie sich bereits vor dem Essen einen Augenblick Zeit nehmen um kurz zu kalkulieren, lässt sich das Risiko für Komplikationen durch unerwartete Schwankungen des Blutzuckers drastisch reduzieren.
Messen nicht vergessen
Ermitteln Sie den Blutzuckerwert bereits vor dem Essen. Wenn dieser erhöht ist, sollten Sie ihn bei einer Insulintherapie bereits vorab mit Normalinsulin korrigieren.
Bei mehrgängigen Essen, die entsprechend lange dauern, können Sie die erforderliche Insulinmenge für die Mahlzeiten auch in zwei Portionen teilen und im zeitlichen Abstand injizieren. Besonders bei fettreichen Mahlzeiten ist dies empfehlenswert, weil diese die Aufnahme der Kohlenhydrate verzögern. Daher könnte eine zu frühe Insulinwirkung eine Unterzuckerungen nach dem Essen auslösen.
Timen Sie die Insulingabe richtig
Gerade auf Feiern ist es oft unsicher, wann es das Essen gibt, aber auch in Restaurants dauert es manchmal länger als erwartet, bis das bestellte Gericht serviert wird. Daher kann es sinnvoll sein, das Mahlzeiteninsulin erst während des Essens zu spritzen oder sogar erst danach.
Wenn sich das Ganze sehr verzögert und Sie mit Ihrer Insulindosis gewissermaßen zu früh dran waren, müssen Sie Kohlenhydrate essen, um ein Absinken des Blutzuckers zu verhindern.
Die richtige Getränkeauswahl
Im Restaurant ist die Auswahl einfacher, denn auf Getränkekarten lassen sich beispielsweise Kohlenhydrate und Zucker in Drinks oder Mixgetränken über die angegebenen Zutaten ermitteln. Etwas anders sieht es dagegen auf Feiern oder bei privaten Einladungen aus. Wenn Sie sich nicht sicher sein können, was in Bowle, Drink oder Mocktail genau enthalten ist, dann besser zu einem anderen Getränk greifen.
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Wie steht es mit Alkohol ganz generell? Alkoholische Getränke wirken in verschiedener Weise auf unseren Stoffwechsel. Restzucker wie in Wein oder der Anteil an Kohlenhydraten in Bier lassen beispielsweise kurzfristig den Blutzucker kurzfristig ansteigen.
Der Alkoholanteil in Getränken wird jedoch in den folgenden Stunden die körpereigene Freigabe von Zucker aus der Leber behindern. Infolgedessen steigt der Blutzuckerspiegel zunächst an, um dann gefährlich abzufallen. Hier besteht das Risiko schwerer Unterzuckerungen.
Am besten halten Sie sich daher generell an die Zwei-Gläser-Faustregel: Zwei normale Portionen eines alkoholischen Getränks sind meist ohne größere Probleme verträglich.
Mit Diabetes auf Reisen oder Ausflügen
Selbst Fernreisen sind mittlerweile kein Problem mehr für Menschen mit Diabetes, doch bedürfen sie einfach ein wenig mehr Vorbereitung.
Die oben genannten fünf Basis-Regeln für das Ausgehen mit Diabetes gelten natürlich auch als Grundlage für längere Auszeiten aus dem Alltag. Was Sie sonst noch alles über Reisen mit Diabetes wissen sollten, finden Sie hier in der Übersicht.
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Dies kann den Blutzucker auf Reisen beeinflussen
Machen Sie sich vorher mit allen Faktoren vertraut, die während einer Reise Ihren Blutzuckerspiegel und damit auch notwendige Insulingaben über das übliche Maß hinaus verändern können. Lassen Sie sich dann über entsprechende Gegenmaßnahmen in Ihrer Praxis für Diabetologie beraten.
- Stress und Aufgeregtheit bei der Reise
- unvorhergesehene Wartezeiten bei der Einreise
- Verspätungen oder Verschiebung von Flügen
- Zeitverschiebung
- veränderter Tagesablauf im Urlaub
- andere Klimabedingungen (Schweißausbrüche beispielsweise klimabedingt und nicht wegen Unterzuckerung)
- ungewohnte Ernährung
- unbekannte Lebensmittel
- ungewohnte Anstrengungen
- mehr Sport als gewöhnlich
Daneben sind Sie mit Diabetes im Urlaub vermutlich weit mehr auf sich selbst gestellt als zu Hause. Wie genau es mit der medizinischen Versorgung vor Ort aussieht, ist Ihnen möglicherweise trotz aller Recherchen nicht bekannt. Gegebenenfalls kann im Urlaubsland auch ein anderer Standard in punkto Insulinbehandlung herrschen.
Solche Einzelheiten sollten Sie unbedingt vor Urlaubsantritt mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen.
Folgende Checklisten machen Ihnen das Reisen mit Diabetes leichter. Bitte gehen Sie diese in jedem Fall mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin durch, damit keine Fragen offenbleiben.
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Vor der Reise - Checkliste 1: Unterwegs mit Diabetes
Natürlich macht es für Ihre Vorbereitungen einen erheblichen Unterschied, ob Sie nach Italien oder nach Indonesien fahren. Planen Sie also in jedem Fall genug Zeit ein zur Vorbereitung von Fernreisen oder von Urlaub an Ihnen bisher unbekannten Ferienzielen.
- Lassen Sie zur Vorbereitung einen gründlichen Check-up machen
- Setzen Sie eventuell nötige Schutzimpfungen für das Reiseland rechtzeitig vor dem Urlaub an (am besten mehrere Wochen vorher), da sie vorübergehend Ihre Einstellung stören und zu Schwankungen des Blutzuckers führen können
- klären Sie im Vorfeld, wie die ärztliche Versorgung im Reiseland aussieht und ob es dort notfalls Ihre gewohnte Medikation zu beziehen gibt
- drucken Sie sich - auch für eventuelle Helfer in der Krise - Angaben zum nächstgelegenen Krankenhaus bzw. zu einer spezialisierten Diabetologie-Praxis aus und führen Sie diese mit sich
- informieren Sie gegebenenfalls den Reiseveranstalter oder Ihren Guide über Ihren Diabetes, mögliche Komplikationen und was im Notfall zu tun ist
- Sofern Sie noch keinen besitzen, brauchen Sie nun einen internationalen Diabetes- und Notfallausweis
- für Zoll, Gepäckkontrolle und Fluggesellschaft benötigen Sie eine ärztliche Bescheinigung, in der alle notwendigen Medikamente und Geräte wie Spritzen, Pens, Blutzuckermessgerät, Teststreifen etc. aufgeführt sind. In der Regel bekommen Sie diese in Ihrer Praxis, eine Online-Vorlage dafür finden Sie z.B. auch bei diabetesDE.org.
- Ihre Auslandskranken- und Reiserücktrittsversicherung muss auch durch die Erkrankung bedingte Notfälle einschließen. Achten Sie dabei besonders auf eventuelle Passagen zu bestehenden chronischen Erkrankungen.
- Berechnen und besorgen Sie sich rechtzeitig Ihren Bedarf an Medikamenten und Hilfsmitteln (plus Puffer für unvorhergesehene Fälle)
- überprüfen Sie die Haltbarkeitsdaten Ihres Insulins
- Hilfreich bei Notfällen sind gerade im Ausland nicht nur Handelsnamen Ihrer Medikamente, sondern die genaue Wirkstoffkombination. Dabei kann Ihnen Ihre behandelnde Praxis helfen.
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Im Handgepäck - Checkliste 2: Unterwegs mit Diabetes
Als Grundregel gilt: Medikamente und entsprechende Utensilien immer im Handgepäck mitführen. Koffer können zurückbleiben oder verloren gehen, und Batterien dürfen sowieso nicht ins aufgegebene Gepäck. Denken Sie dabei auch an eine kleine Reiseapotheke bzw. Notfallausstattung.
- die oben genannten Unterlagen (Diabetiker-Ausweis und -Bescheinigung)
- alle Medikamente, die regelmäßig eingenommen/gespritzt werden müssen, dazu Insulin-Pens, Pumpe, Spritzen (und Ersatz)
- Blutzuckermessgerät mit Ersatzbatterien, genügend Teststreifen zur Blutzuckermessung, Stechhilfe, Lanzetten
- bei Typ-1-Diabetes-Patienten Teststreifen zur Ketonmessung
- für Unterzuckerungen Kohlenhydrate, die schnell aufgenommen werden (günstig z.B. Traubenzucker in Form von Glukose-Gels oder Glukose-Sprays)
- komplexere Kohlenhydrate wie z.B. Kekse oder passende Snacks als lang anhaltende Energiespender
- bei insulinspritzenden Patienten gegebenenfalls ein Glukagon-Notfallset
- Antiseptikum und Verbandsmaterial (etwa für Hautinfektionen, Insektenstiche, kleine Wunden)
Diese Zusammenstellung ist nur beispielhaft zu verstehen und kann je nach individueller Situation variieren. Auch hier hilft ein Gespräch in Ihrer Praxis weiter.
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Mit Diabetes und Insulin unterwegs
Insulin bei Zeitverschiebung richtig dosieren
Wenn Sie als Insulinpflichtige:r erstmals eine Reise unternehmen, bei der die Zeitverschiebung mehr als zwei Stunden beträgt, sollten Sie zur genauen Dosierung Ihrer Medikation unbedingt Ihre Diabetologie-Praxis mit einbeziehen.
Neben der Art Ihres Medikaments (Tabletten oder Insulin in Spritzen/Pens) spielen hier nämlich auch andere Faktoren mit. Je nachdem, ob Sie nach Osten oder Westen reisen, ändert sich die Tageslänge. Auch das muss bei der Planung beachtet werden.
Insulin richtig transportieren
Haltbarkeit und Wirksamkeit von Insulin sind außerdem stark temperaturabhängig. Beim Transport und Aufbewahren von Insulin gilt es Temperaturen unter +2°C und über 40°C sowie direkte Sonnenstrahlung dringend zu vermeiden.
Konkret bedeutet dies für Sie, dass Sie für unterwegs ein Isoliergefäß oder eine spezielle Tasche brauchen, um Ihr Insulin vor extremen Temperaturen zu schützen. Dafür eignen sich beispielsweise Behälter aus Styropor, Thermosgefäße oder spezielle Kühltaschen. Im Feriendomizil angekommen, bewahren Sie Ihr Insulin am besten im Kühlschrank oder der Minibar auf.
Weitere umfassende Informationen finden Sie auf den Seiten der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft). Wir wünschen Ihnen nun zunächst ein gutes Gelingen bei Ihrer Planung und dann natürlich "Gute Reise".
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