Veröffentlicht am 03.2.2022
Kennen Sie das auch? Zwanzig Minuten Stadtbummel und schon schmerzen die Füße. Beim Schuhkauf stellen Sie fest, dass die neuen Modelle inzwischen sehr schmal geschnitten sind. Beim Wandern drücken die ehemals so bequemen Trekkingschuhe und der Vorderfuß scheint in einem Schraubstock zu stecken. Wenn sich solche Indizien mehren, deutet dies stark auf einen Spreizfuß hin. Unter allen erworbenen Fußfehlstellungen kommt der Spreizfuß am häufigsten vor. Symptome, Ursachen, mögliche Begleiterscheinungen, aber auch Therapieansätze stellt dieser Beitrag vor.
Ein Spreizfuß ist üblicherweise eine sogenannte erworbene Fehlstellung des Fußes. Verschiedene Faktoren können dessen Entwicklung auslösen, wie beispielsweise:
Auf die meisten dieser Ursachen können wir selbst Einfluss nehmen, am ehesten, je wenig der Spreizfuß bisher fortgeschritten ist.
Geschätzte 90 Prozent aller Deutschen haben eine mehr oder weniger starke Ausprägung eines Spreizfußes. Der Spreizfuß ist damit der häufigste Grund für Fußschmerzen und tritt zumeist in Kombination mit anderen Fußbeschwerden auf.
Bei einem Spreizfuß ist das Quergewölbe im Vorderfuß nach unten gedrückt. Die Mittelfußknochen entfernen sich dadurch voneinander, der sogenannte C-Bogen wird nicht mehr gebildet.
Hier im Bild ein gesunder Fuß mit ausgeprägtem C-Bogen. Beim Spreizfuß dagegen vermindert sich das Fußgewölbe durch das Auseinanderrutschen der Mittelfußknochen.
Bildnachweis: GU/Florian Hauer
Mit dieser im Lauf der Zeit immer deutlicher sichtbaren Verbreiterung des Vorfußes verschiebt sich auch die Druckbelastung im Fuß. Der Druck trifft nun auf die Mitte des Vorfußes. Alle fünf Grundgelenke werden somit beim Gehen maximal belastet, obwohl nur das große und kleine Zehengrundgelenk von der Anatomie her für große Belastung gedacht sind.
Im Vorfuß befindet sich ein Dutzend kleiner Muskeln, die in Quer- und in Längsrichtung verlaufen. Diese bilden zusammen das flache Quergewölbe, das Schritt für Schritt nachgibt und uns damit zu einem elastischen, federnden Gang verhilft. Sobald das Quergewölbe im Vorfuß vermindert ist, wie zum Beispiel beim Spreizfuß, prallen die Mittelfußköpfchen bei jedem Schritt ungedämpft auf dem Boden auf. Infolgedessen kommt es je nach Schweregrad des Spreizfußes zu Schwielenbildung an druckungewohnten Stellen. Dies kann beispielsweise unter und zwischen dem zweiten, dritten oder vierten Zehengrundgelenk auftreten. Eine weitere Folge dieser Verformung des Vorfußes ist der enorme Druck auf das Großzehengrundgelenk, der häufig zur Ausbildung eines Hallux valgus führt.
Position des Quergewölbes im Vorfuß eines gesunden Fußes.
Bildnachweis. GU(Nina Tiefenbach
Die zunehmende Spreizung der Mittelfußknochen und damit Verbreiterung des Vorfußes macht sich deutlich beim Gehen bemerkbar. Beim Spreizfuß kann das Gewölbe im Vorfuß seine stoßdämpfende Rolle nicht mehr ausüben. Daher prallen die Mittelfußköpfchen auf den Boden auf, und so kommt es zu Schmerzen im Mittelfußbereich. Diese Schmerzen aufgrund mechanischer Überlastung treten besonders stark beim Abrollen auf.
Durch das abgeflachte Quergewölbe kommt mehr Spannung auf den Bandapparat, der die einzelnen Mittelfußstrahlen untereinander verbindet. Dieser drückt dann auf die Nerven in dem Bereich, die sich entzünden können. Zudem kann es zu einer Entzündung der Zehengrundgelenke kommen.
In all diesen Fällen spricht man von einer Metatarsalgie oder anders gesagt auch von einem "durchgetretenen Fuß". In der Regel sind Frauen stärker davon betroffen, was unter anderem durch die etwas schwächere Fußmuskulatur und das schwächere Bindegewebe beeinflusst sein kann.
Deformierte Zehen sind fast immer die Folge eines Spreizfußes. Das Tragen von zu engen und zu hohen Schuhen begünstigt außerdem ihre Entstehung. Meistens sind davon die zweite bis vierte Zehe betroffen.
Bei der Krallenzehe ist nur das Grundgelenk gestreckt, Mittel- und Endgelenk sind gebeugt.
Bildnachweis: GU/Florian Hauer
Ist eine Zehe im Grundgelenk überstreckt, aber im Mittel- und Endgelenk gebeugt, spricht man von einer Krallenzehe.
Wenn eine Krallenzehe dann allerdings unbehandelt bleibt, stellt sie sich mit der Zeit senkrecht auf. In der Folge legt sie sich über die benachbarte Zehe und "reitet" quasi auf ihr – daher der Name Reiterzehe.
Eine Krallenzehe kann sich mit der Zeit aufstellen und über die danebenliegende Zehe schieben - so entsteht die Reiterzehe. Bildnachweis: GU/Florian Hauer
Bei einer Hammerzehe ist dagegen nur das Endgelenk maximal gebeugt, das Mittelglied bleibt gestreckt.
Eine Krallenzehe kann sich mit der Zeit aufstellen und über die danebenliegende Zehe schieben - so entsteht die Reiterzehe. Bildnachweis: GU/Florian Hauer
Wenn die Zehen zwar verformt, aber dennoch beweglich sind, kann man mit geeigneter Therapie noch eine Besserung erreichen. Bei bereits versteiften Zehen hilft Fußgymnastik nichts mehr, dann müsste die Wirksamkeit einer Operation diskutiert werden.
Bei einem Spreizfuß haben sich wie wir nun wissen die Mittelfußknochen voneinander entfernt. Die Fußmuskulatur ist nicht mehr in der Lage, den ersten und fünften Mittelfußknochen aktiv einzurollen. Dieses Einrollen ist aber ist genau die Bewegung, die den Fuß wieder schmaler werden lässt. Wenn Sie ohne Hilfsmittel mit dem Quergewölbe arbeiten, ist anfangs häufig keine Bewegung sichtbar. Das Training des C-Bogens mit Übungen aus der Spiraldynamik braucht sehr viel Zeit und Geduld. Erste Erfolge können Wochen auf sich warten lassen. Bleiben Sie dran und geben Sie bitte nicht auf.
Allen Übungen zum Spreizfuß konzentrieren sich auf die "Sprudelnde Quelle". Diese Stelle liegt etwa mittig zwischen dem Grundgelenk der Großzehe und der Kleinzehe.
Bildnachweis: GU/Nina Tiefenbach
Die alten Chinesen hatten die Vorstellung, dass durch die "Sprudelnde Quelle" an unserer Fußsohle die Energie der Erde in den Körper strömt. Auf der Illustration hier oben ist diese Stelle gekennzeichnet. Sie liegt ungefähr mittig zwischen Groß- und Kleinzehengrundgelenk. Bei Spreizfußübungen geht es genau um diesen Bereich und um die Aktivierung der dortigen Muskulatur.
Mehr Beweglichkeit im Vor- und Mittelfuß und Stärkung der Muskulatur des Quergewölbes: einfache Übung mit dem Flummi-Ball.
Bildnachweis: GU Verlag/Manuel Ringlstetter
Hier geht es direkt zur Übung mit dem Flummi zum Einrollen des Vorfußes.
Illustration: GU/Nina Tiefenbach
Das Finger-Zehen-Gebet oder Finger-Zehen-Falten gehört zu den bewährten Übungen gegen Spreizfüße.
Veröffentlicht am 03.2.2022
Veröffentlichungsdatum
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