Veröffentlicht am 03.8.2021
Fast die Hälfte der über Fünfzigjährigen in Deutschland klagt über Fußschmerzen. Neben akuten Beschwerden durch Unfälle oder Überbelastung wie Bänderriss, Stressfraktur oder Sehnenentzündung im Fuß verursachen vor allem chronische Fehlstellungen Schmerzen in Füßen und Zehen. Hallux Valgus, Knick-, Senk-, Hohl- oder Spreizfuß hängen häufig ursächlich mit dem Lebensstil zusammen. Eine entsprechende Diagnose muss demnach nicht zwangsläufig in einer Operation enden. Lesen Sie hier, wie Sie künftigen Fußfehlstellungen vorbeugen können und welche Übungen gegen Fußschmerzen und vorhandene Fehlstellungen helfen.
Um eine Diagnose und Therapiemöglichkeiten bei Schmerzen in Zehen und Füßen richtig einordnen zu können, ist es hilfreich sich zunächst ein Bild des Fußes und der Aufgaben seiner Bestandteile zu machen.
Bildnachweis: GU/Nina Tiefenbach
Anatomisch unterteilt wird der Fuß in Vorfuß, Mittelfuß und Rückfuß. Jede Einheit besteht aus spezialisierten Knochen, Gelenken und Muskeln, die helfen die jeweilige Aufgabe perfekt zu erfüllen. Der Rückfuß beispielsweise ist zuständig für den stabilen und sicheren Stand. Der Mittelfuß ist unser Muskelpaket und sorgt für Mobilität und Beweglichkeit, während der Vorfuß als unser Kraftpaket, aber auch als Sensibelchen gilt: Er hilft uns sowohl beim Sprinten und Springen als auch beim Ertasten oder Erkunden unbekannten Terrains.
Bildnachweis: GU/Nina Tiefenbach
Die beiden Fußgewölbe sind von der Evolution dazu angelegt, dass unsere Füße selbst größte Belastungen ertragen und jede Bewegung abfedern und dämpfen. Ohne diese “Stoßdämpfer” würden unsere Gelenke der Dauerbelastung nicht lange standhalten und es käme rasch zu schmerzhaftem Verschleiß.
Mit dem genauen Wissen über die Rolle von Muskeln, Sehnen, Bändern, Knochen und Gelenken in unseren Füssen wird auch bewusst, wie schnell dieses feine Zusammenspiel gestört werden kann. Sei es durch äußere Einwirkung oder Auslöser, die in Lebensstil oder Veranlagung zu suchen sind: für Schmerzen beim Gehen, Stehen Laufen oder sogar im Ruhezustand gibt es viele Ursachen. Plötzlich ist man nicht mehr “gut zu Fuß”.
Durch einen Unfall oder Fehltritt verursachte Schmerzen kann man zunächst versuchen selbst zu behandeln. Gehen Sie dabei am besten nach der PECH-REGEL vor:
P - PAUSE
Gelenk ruhigstellen, wenig belasten, kein Sport.
E - EIS
Unmittelbar nach der Verletzung oder Überlastung hilft die Kühlung dabei Blutgefäße zu verengen und eine Schwellung gering zu halten. Auch Quarkumschläge anstelle von Eis helfen bei der Kühlung und beim Abschwellen.
C- COMPRESSION
Nach der Kühlung einen Verband oder eine Bandage anlegen.
H - HOCHLEGEN
Die Füße anschließend über Herzhöhe hochzulegen, hilft den Rückfluss des Blutes im Körper zu verbessern. Pochende Schmerzen werden dadurch erträglicher.
Wenn die Schmerzen am nächsten Tag unvermindert anhalten, sollte man auf jeden Fall einen Arzttermin vereinbaren.
Angeboren sind Fußfehlstellungen eher selten, tatsächlich kommen etwa 98% der Westeuropäer mit gesunden Füßen zur Welt. Bereits im Kindesalter werden jedoch häufig orthopädische Einlagen verschrieben. Was führt dazu, dass ursprünglich gesunde Füße sich in wenigen Jahren verformen oder schmerzen?
Ursachen dafür gibt es viele, oft sind die Auslöser in unserem Lebensstil zu suchen:
Dauerhaftes Tragen zu kurzer, zu enger oder zu hoher Schuhe, jahrelange falsche Belastung durch unerkannte Veränderungen in der Anatomie (z.B. bei Knickfüßen). Aber auch Übergewicht, schwaches Bindegewebe, zu wenig Bewegung, kein Training für die Fußmuskulatur durch ebene, asphaltierte Böden oder kaum mehr Barfußlaufen führen in einem schleichenden Prozess zu chronischen Fußschmerzen.
Von links nach rechts: Senk- oder Plattfuß, gesunder Fuß mit optimalem Fußgewölbe, Hohlfuß.
Bildnachweis: AdobeStock_Aksana
Manche Fußfehlstellungen, wie der auch “Ballenzeh” genannte Hallux Valgus, sind selbst für Laien offensichtlich zu erkennen. Für eine genaue Diagnose und einen Überblick über Therapiemöglichkeiten muss dennoch ein Spezialist konsultiert werden.
Am besten gehen Sie vor Ihrem Termin folgende Checkliste durch, um Ihren Beschwerden rasch auf die Spur zu kommen.
Wussten Sie, dass….?
… alle Fußknochen zusammen nur etwa 50 Gramm wiegen?
… Sie im Lauf Ihres Lebens zu Fuß mindestens einmal das Erde umrunden?
… dass wir beim Abwärtsgehen unsere Füße mit dem doppelten Körpergewicht belasten, beim Laufen schon mit dem drei- bis vierfachen Gewicht?
… dass jeder Fuß mit etwa 70.000 Nervenenden dazu beiträgt unsere Umgebung wahrzunehmen?
… dass wir noch kein Fußgewölbe haben, wenn wir zur Welt kommen? Denken Sie an Babyfüße - niedlich und platt! Beide Fußgewölbe entwickeln sich erst mit der Fähigkeit zu gehen und zu stehen.
Hilfreich für das Verständnis von Fußfehlstellungen ist der eigene Fußabdruck, den man mit feuchten Füßen auf saugfähigem Papier leicht selbst überprüfen kann. Umrisse einfach mit einem Stift nachziehen und mit diesem Modell vergleichen:
Senk-/ Plattfüße und Hohlfüße hängen immer mit Fehlstellungen in der Fußachse zusammen.
Bildnachweis: iStock_Scio21
Mit Abdruck und Checkliste haben Sie nun schon eine ungefähre Vorstellung, ob der Grund für Ihre Schmerzen eventuell in einer Fußfehlstellung liegt. Genaueres erfahren Sie durch eine Untersuchung vom Spezialisten.
Nach Besprechung Ihrer Beschwerden werden zunächst in einer Blickdiagnose Fußform, Fußabdruck, Beinachse und Statik überprüft.
Am häufigsten verordnet bei Fußfehlstellungen werden orthopädische Einlagen, die durch ihre Wirkung auf Muskulatur, Gang und Haltung bestehende Schmerzen und Fehlstellungen positiv beeinflussen sollen. Auch können Kinesio-Tapes und orthopädische Bandagen zur Korrektur von Fehlstellungen beitragen.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind bei akuten Schmerzen Medikamente (Kortison, Schmerzstiller, Salben), eine Ruhigstellung durch Tape, Gips oder Schiene.
Orthopädische Schuhe bringen Erleichterung z.B. bei Ermüdungsbrüchen oder unterschiedlicher Beinlänge.
Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und keine zufriedenstellenden Resultate erzielt wurden, wird der Fußspezialist zu einer Operation raten.
Bevor es jedoch soweit ist, sollten Sie erwägen sich Rat in einer Fußschule zu holen. Dort zeigt man Ihnen spezielle Übungen, um Ihre Fußmuskulatur zu stabilisieren und zu lockern. Dabei geht es nicht darum, den Fuß alleine zu betrachten. Fußprobleme sollten stets im Zusammenhang mit Körperhaltung, Wirbelsäule, Becken, Hüfte und Knie gesehen werden. Häufig arbeiten Therapeuten nach dem Prinzip der Spiraldynamik, die den ganzen Körper von Kopf bis Fuß im Blick hat.
Die Fußverwringung ist eine Basisübung und mobilisiert die Gelenke der Fußwurzel. Sie ist hilfreich bei Fußfehlstellungen und auch bei Fußwurzelarthrose. Nur wenn Ihr Fuß diese Bewegung beherrscht, können Sie ihn richtig belasten.
Bildnachweis: GU/Manuel Ringlstetter
Passive Fußverwringung gegen Fußschmerzen und Fußarthrose Bildnachweis: GU/Manuel Ringlstetter
Veröffentlicht am 03.8.2021
Veröffentlichungsdatum
… begleitet VITALISSIMO als freie Redakteurin seit April 2021.
Endlich frei von Fußschmerzen! Die besten Übungen bei Hallux Valgus und anderen Beschwerden. Stella Arndt.
Buch: 80 Seiten
ISBN-10: 3833866888
ISBN-13: 978-3-8338-6688-3
Preis: 19,99 €
Füße to go. Fußübungen für den Alltag, zu Hause und unterwegs. Stella Arndt, Sigrid Westenfelder.
Buch (Hardcover): 96 Seiten
ISBN-10: 3833877480
ISBN-13: 978-3-8338-7748-3
Preis: 12,99 Euro
Hallux Valgus. Das 30-Tage-Programm für gesunde Füße. Dr. Christian Larsen.
Buch (Softcover): 112 Seiten
ISBN-10: 3833883170
ISBN-13: 978-3-8338-8317-0
Preis: 14,99 Euro.